„Die Schlampigkeit ist lebensgefährlich“

Montag, 26.05.2003
Sächsische Zeitung

Die Schlampigkeit ist lebensgefährlich“
Der Dresdner Steve Mizera fährt mit unzulässiger Gabel / Nach der Disqualifikation erhebt er schwere Vorwürfe

Von Alexander Hiller

Tatort Hockenheimring. Steve Mizera hat beim zweiten Lauf des Su- zuki-GSX-RlOOO-Cups einen Regelverstoß begangen. Der Motorradpilot aus Dresden hatte vor dem Lauf eine Änderung an der Vorderradgabel vorgenommen. Hintergrund: Da der Suzuki-Cup für alle Starter die gleichen Chancen schaffen will, sind für die Bauteile nur bei der Serie unter Vertrag stehende Hersteller zu bevorzugen. Für jene Gabel sind das drei Firmen. Der 27-Jährige aber benutzte die Gabel eines nicht genehmigten Herstellers.

Das ist ein sensibles Bauteil, damit verändert sich ein wenig das Fahrgefühl. Der Vorteil bewegt sich bei den wirklich guten Fahrern vielleicht um eine Zehntelsekunde pro Runde, sagte Mizera. Der schnelle Sachse landete im regulären Rennen mit irregulärer Gabel auf dem zweiten Platz, wurde auch auf das Treppchen gerufen. Doch bei der nachfolgenden technischen Untersuchung - die Fahrzeuge der vier Erstplatzierten werden ohnehin überprüft - wurde Mizeras Streich entdeckt. So genau, wie die Prüfer in Hockenheim, suchen die Kontrolleure meist nicht. Ich war der Einzige, bei dem sie die Gabel kontrolliert haben. Mich muss jemand verpfiffen haben, sagte Mizera.

Mizera: Ich weiß auch von anderen Fahrern

Verpfiffen? Weiß da der eine von den Regelverstößen der anderen? Ist der Versuch von Mizera etwa kein Einzelfall? Etwa die zehn besten Fahrer nutzen die Lücken im Regelwerk. Ich weiß, welche anderen Fahrer an ihrem Fahrzeug machen. Das ist unter den Piloten auch kein großes Geheimnis. Aber bisher war es im Fahrerlager so eine Art Gentlemans-Agreement, nichts nach außen dringen zu lassen, sagte der Dresdner. Der war ohnehin erst auf die Gabel-Idee gekommen, weil er mit der Arbeit der zugelassenen Gabel-Hersteller alles andere als zufrieden war.

Wir haben eine Lenkgabel bekommen, in der noch die Späne lagen. Bei Spitzengeschwindigkeiten von fast 300 Stundenkilometern ist eine derartige Schlampigkeit an solch einem wichtigen Bauteil nahezu lebensgefährlich, klagt der Dresdner an. Über die Bauteile der Firma Wilbers hätten sich nach Aussage von Steve Mizera bereits mehrere Teams beschwert. Passiert sei daraufhin jedoch nichts. Wenn die Aussagen des Elbestädters der Wahrheit entsprechen, setzt die Suzuki-Serie damit die Gesundheit ihrer Piloten I aufs Spiel. Ein schwerer Vorwurf.

Jetzt will es der Dresdner allen Zweiflern beweisen

Bleibt die Frage, ob der Gesamtvierte des Suzuki-Cups schon beim ersten Rennen - Mizera gewann auf dem Sachsenring - die unzulässige Gabel benutzte. Nein, stellt er klar, die war da noch nicht geliefert. Jetzt wolle er bei den kommenden Rennen beweisen, dass ich auch mit serienmäßiger Gabel Spitze bin. Der 17. Platz im zweiten Rennen zur internationalen Deutschen Meisterschaft der Supersportklasse rundete das unglückliche Wochenende für Mizera ab. Drei Runden vor Schluss lief die Motorrad-Batterie des Dresdners nur auf halber Leistung, gab direkt nach dem Ziel ganz den Geist auf.